Fragen & Antworten

Basis-Informationen für Deine Begrünung

Welche Arten von Gebäudebegrünung gibt es?

Wir unterscheiden ganz generell zwischen Dach-, Wand- und Fassadenbegrünung.
Bei der Fassadenbegrünung unterscheiden wir zwischen bodengebunden oder wandgebunden.

Bodengebundene Begrünung heißt, die Pflanzen wurzeln direkt im Boden vor der Fassade. Man kann diesen Bewuchs unterteilen in Direktbewuchs, d.h. die Pflanze wächst direkt an der Fassade und klettert/klimmt selbständig nach oben und den Seiten. Eine Alternative ist der „leitbare Bewuchs“ bei dem die Pflanzen an einer Wuchskonstruktion emporklettern und keinen direkten Kontakt zur Fassade haben.

Wandgebundene Begrünungen wurzeln nicht im Boden, sondern in Pflanzgefäßen ganz unterschiedlicher Art und Größe. Auch hier kann entschieden werden, ob die Pflanzen vom Pflanzgefäß aus direkt an der Fassade weiterklimmen oder ob ein Pflanzgerüst sie leitet.

Bei großflächigen Fassadenbegrünungen werden nach neuestem Stand der Bepflanzungstechnik verschiedene Kombinationen von Konstruktionen, Pflanzgefäßen, verschiedenen Pflanzen, Substraten und Bewässerungstechnik eingesetzt. Der Neubau der ehemaligen Calwer Passage in Stuttgart ist so ein Beispiel.

Welche Vorteile hat eine Gebäudebegrünung?

Gebäudebegrünung hat viele Vorteile, die vielleicht wichtigsten für Dich sind:

  • Energetische Optimierung, d.h. Begrünung sorgt für eine natürliche Gebäudedämmung von außen und ist eine Alternative zur energetischen Dämmung mit Dämmbaustoffen. Begrünung kann somit zur Reduzierung von Heizkosten beitragen.
  • Verdunstungskühlung, d.h. der unmittelbare Raum rund um die Begrünung wird gekühlt. Ist Dein Gebäude von vielen anderen Gebäuden umgeben, sorgt Begrünung für weniger Hitze und Du brauchst weniger technischen Sonnenschutz, wie z.B. Markisen oder Rollos. Die Luftqualität verbessert sich, d.h. eine ausgleichende Feuchtigkeitsregulierung sorgt für weniger Trockenheit und bindet Feinstaub, was wiederum zu Deiner Gesundheit beitragen kann.
  • Lärmreduktion – gerade im städtischen Raum umgibt uns eine permanente Geräuschkulisse, die unsere Gesundheit belasten kann. Begrünungen können zur Schallabsorption (Dämpfung) und Minderung der Schallreflexion beitragen.
  • Das Gebäude altert langsamer: Wand- und Bodenflächen lassen Material in Folge von Wetterextremen (z.B. mehr Hitzetage pro Jahr, Starkregenereignisse) schneller altern. Begrünung kann zu Werterhalt und Langlebigkeit von Gebäuden beitragen.

Auf welche Faktoren muss ich achten, wenn ich Gebäude begrünen möchte?

Zunächst einmal solltest Du den gewählten Standort betrachten – in welche Himmelsrichtung zeigt die Fassade oder Wand und wieviel Lichteinfall ist dort zu erwarten? Süden, Norden, Osten, Westen? Sonne, Halbschatten, Schatten? Welche Art von Fassade ist es? Mauerwerk, verputzte Fassade, Klinkerfassade, Fachwerk? Ist der Boden vor dem Gebäude versiegelt oder offen? Gehört der Boden vor dem Gebäude Dir selbst, Deinem Vermieter oder der Stadt/Gemeinde (z.B. öffentlicher Gehweg)? Wenn diese Fragen geklärt sind, ergeben sich daraus weitere Überlegungen zur Wahl der Pflanzen, der Rankhilfen, der Pflanzgefäße und der Bewässerungstechnik.

Mit welchem Pflegeaufwand muss ich rechnen?

Der Pflegeaufwand unterscheidet sich stark sowohl von der Art der Begrünung als auch vom Standort. Südseiten z.B. brauchen mehr Wasser und mehr Nährstoffe als Nordseiten. Bodengebundene Begrünung versorgt sich im günstigsten Fall selbst und braucht evtl. nur an extremen Hitzetagen Unterstützung. Begrünung in Pflanzkästen braucht eine fachgerechte Drainage und ggfs. Substrat. Eine Wasserversorgung bei beiden Arten kann statt mit Trinkwasser, auch mit gesammeltem Regenwasser z.B. über Regentonne oder Zisterne erfolgen. Ein bis zweimal pro Jahr sollte die Begrünung beschnitten werden, Totholz und welke Blätter entfernt, Rankhilfen auf Stabilität überprüft werden. Bei sommergrünen Pflanzen, die ihr Blattwerk im Winter verlieren, entsteht Grünabfall, der kompostiert werden kann. Immergrüne Pflanzen behalten ihr Blattwerk sommers wie winters. Das Wichtigste bei der Pflege ist Regelmäßigkeit – dies gelingt gut mit einem Pflegeplan und Pflegemonitoring.

Begrünung bedeutet, dass dort auch Tiere sind – worauf soll ich mich einstellen?

Je nach Begrünung siedeln sich verschiedene Tierarten an – die Begrünungen sind Lebensraum für Vögel, Insekten, Spinnen, Schmetterlinge. Durch die Nahrungskette stellt sich ein natürliches Gleichgewicht ein. Tiere leben jedoch auch ganz generell in Deinen Innenräumen, ohne dass Du sie siehst – in Fugen, in Zwischenräumen von Wand, Decke oder Boden, in Rohren und Schächten – ganz gleich, ob Dein Haus eine Außenbegrünung hat oder nicht. 

Übrigens: Ameisen, Fliegen, Mücken, Wespen, Hornissen, Wanzen, Asseln oder Spinnen sind keine Schädlinge, sondern sie sind uns lediglich lästig – mensch nennt sie daher „Lästlinge“. Auch sie gehören zu uns und erfüllen einen Zweck, sind u.a. Nahrungsquelle für Vögel oder Kleintiere in Deiner Umgebung. Du musst sie nicht mögen, aber sie auch nicht bekämpfen.

Aber es gibt doch auch Schädlingsbefall – in meiner Nachbarschaft mussten kürzlich deshalb Bäume gefällt werden…

Ja, Schädlingsbefall gibt es – durch unseren zunehmenden Personen- und Güterverkehr verbreiten sich Schädlinge schneller als vorher. Die beste Vorbeugung gegen Schädlinge ist, die Pflanzenauswahl an den Standort anzupassen und möglichst artenreich zu gestalten, d.h. Monokulturen zu vermeiden sowie eine regelmäßige Pflege zu gewährleisten.

Pflanzen zerstören Fassaden und Putze. Wahr oder falsch?

Bevor begrünt wird, muss sorgfältig über die Art und Technik der Begrünung nachgedacht werden. Vorschäden an der Fassade, wie Risse, poröser Putz oder Fassaden mit Fugen erfordern eher Gerüstkletterpflanzen, evtl. auch mit Hinterlüftung zwischen Fassade und Pflanzgerüst. Massivwände ohne Vorschäden können Selbstklimmer vertragen. Wilder Wein verursacht nur als Direktbewuchs auf eher altem, porösen Putz Schäden, seine Haftscheiben bleiben als kleine schwarze Punkte auf dem Putz und verwittern nur langsam.

Eine Alternative ist die Jungfernrebe, eine Art des Wilden Weins, die keine Bauschäden hinterläßt. Rankkonstruktionen sollten außerdem auch die Lebensdauer der Pflanzen berücksichtigen und entsprechend gewählt werden. Fachgerecht ausgeführte und gepflegte Begrünungen können die Bausubstanz sogar schützen und deren Lebensdauer verlängern.

Welche Pflanzen sind für eine Begrünung geeignet?

Prinzipiell gibt es eine große Vielzahl an Pflanzen, die für Begrünungen geeignet sind. Sicherlich kennst Du bereits Pflanzen wie Efeu oder Wilder Wein, die aktuell und in der Vergangenheit oft für Begrünungen verwendet werden. Jedoch gibt es etliche weitere Pflanzen, die für Dich interessant sein könnten:
Bei den Selbstklimmern z.B. die Kletterhortensie, die Spalthortensie, die Trompetenblume oder den Spindelstrauch.
Bei den Gerüstkletterpflanzen z.B. verschiedene Wald- und Weinreben, Kletterrosen, Winter-Jasmin, Brombeeren, Geißblatt, Knöterich, Pfeifenwinde, Blauregen, Strahlengriffel.
Wenn Du eine schnelle und staudenartige Begrünung möchtest, kannst Du bei den Gerüstkletterpflanzen z.B. einjährige Ranker/Schlinger/Winder wie z.B. Glockenrebe, Passionsblume, Schönranke, Duftwicke, Gloxinienwinde, Japanischer Hopfen wählen.

Beachte bitte, dass jede Pflanze ihre eigenen Ansprüche hat und nicht für jeden Standort geeignet ist. Auch solltest Du vor der eigentlichen Pflanzaktion wissen, wie groß Deine Pflanzen werden können und wieviel Wasser und Nährstoff sie brauchen, falls sie in Pflanzkästen wachsen sollen. Wenn Du unsicher oder unerfahren im Umgang mit Pflanzen bist, wende Dich unbedingt an einen Fachmenschen, damit Du lange Freude an Deinen Pflanzen hast.

Brauche ich Genehmigungen, wenn ich begrünen möchte?

Wenn Du Hauseigentümer bist, brauchst Du auf Deinem Grundstück keine Genehmigungen, wenn Du begrünen willst. Falls Du nahe zum Nachbarn begrünen willst, solltest Du ggfs. um deren Einwilligung fragen. Für Rankgerüste, die mind. 15 cm über die Grundstücksgrenze hinausragen, braucht es eine Baubewilligung. Wenn Du öffentlichen Raum, wie z.B. einen Gehweg nutzen willst, gibt es unterschiedlichste Anforderungen – auch in Stuttgart gibt es keine einheitlichen Aussagen. Bitte frage bei Zweifeln hier nach:

Garten‐, Friedhofs‐ und Forstamt, Stadtgrün  
Maybachstraße 3
70192 Stuttgart
Telefon: 0711-21693804
E-Mail: stadtgruen@stuttgart.de

Mit welchen Kosten für eine Begrünung müssen wir rechnen?

Grundsätzlich entstehen Euch Kosten für Pflanzen, Pflanzgefäße, Erde, Substrat, Drainage, ggfs. Pflanzgerüste, regelmäßige Pflege (falls damit Firmen beauftragt werden) oder auch der Wasserverbrauch für die Bewässerung. Diese können sehr unterschiedlich je nach Art und Umfang der Begrünung ausfallen. Wenn Expert:innen zusätzlich notwendig sind, kommen auch hier noch einmal Kosten hinzu. Aber es gibt gute Neuigkeiten: Nicht nur über 7000seeds könnt ihr einen Teil Eurer Kosten wieder einspielen, sondern auch über Förderprogramme der Stadt Stuttgart wie z.B. Urbanes Grün. Außerdem sind Minderkosten z.B. durch Energieeinsparung oder nicht mehr notwendige mechanische Beschattungen hier noch gar nicht eingerechnet.

 

Ich/wir bin/sind Mieter:in und möchte/n mitmachen – wie geht das?

Es gibt zwei Lösungen: entweder Du fragst den/die Hauseigentümer:in oder Vermieter:in, ob sie Gebäudebegrünungen gut findet/finden und selbst aktiv werden möchte/n (ggfs. gemeinsam mit Dir/Deinen Nachbarn). Wenn dies so ist – prima, dann erkunde, ob Deine Nachbarn (falls Mehrfamilienhaus) ebenfalls Begrünungen gut finden. Wenn auch dies der Fall ist – es müssen nicht alle dafür sein, aber die, die mitmachen wollen, sollten bereit sein, Verantwortung für Umsetzung und Pflege zu übernehmen – melde Dich bei uns, wir leiten den Prozess ein und begleiten Euch.

Zweite Lösung: Falls der/die Eigentümer:in/Vermieter:in aus welchen Gründen auch immer keine fest installierte Begrünung wünscht, kannst Du alleine, mit Deinen Nachbarn, Deinen Kolleg:innen und Führungspersonen trotzdem aktiv werden. Das Schlüsselwort heißt „reversibel“. Alle Eure Maßnahmen sollten wieder in den Ursprungszustand zurückgeführt werden können. D.h. alles, was in Trögen, Töpfen, Pflanzsäcken angelegt werden kann, ist als Begrünung möglich. Beachtet, dass bei Balkonen oder Flachdächern ein Höchstgewicht nicht überschritten werden darf. Auch in diesem Fall seid ihr bei 7000seeds richtig und willkommen.

Wir haben eine Nachbarschaftsgemeinschaft mit mehreren Häusern und wollen gemeinschaftlich Begrünungen in unserer Straße realisieren – können wir mitmachen?

Aber ja, sehr gerne. Ihr seid perfekte Kandidat:innen für 7000seeds.

Wir haben unser Büro in einem Mehrfamilienhaus – sind Unternehmen bei Euch willkommen?

Ja, auch Unternehmen sind willkommen – als Alleinmieter oder auch in Kombination mit anderen Mietern eines Hauses.

Kann ich auch bei 7000seeds mitmachen, wenn ich Bäume pflanzen, eine Fläche entsiegeln oder einen Innenhof begrünen möchte?

Ja, wir freuen uns auf Dein Projekt. Du solltest jedoch bereit sein, mit den Menschen aus deinem Umfeld, die direkt von der Begrünung betroffen sind (z.B. Mieter, Arbeitnehmer, o.ä.) in einen von uns moderierten, partizipativen Entscheidungsprozess zu gehen, damit alle sowohl eingebunden sind und ihr gemeinsam Verantwortung für das Begrünungsprojekt zu übernehmt.

 

Ich bin bereits Hauseigentümer oder plane einen Neubau und möchte nicht nur großflächig begrünen, sondern auch die biologische Vielfalt an meinem Gebäude fördern, worauf sollte ich achten?

Du solltest auf jeden Fall eine:n Fachplaner:in zu Rate ziehen, der/die sich mit dem sogenannten Animal-Aided-Design (AAD) auskennt oder bereit ist, sich darüber zu informieren. Dies kann z.B. ein:e Architekt:in oder ein:e Garten- und Landschaftsbau-Expert:in sein.

Alle fachlichen Angaben in den obigen Texten stammen aus folgenden Quellen:

  • Einfach Grün – Greening the City, Hilde Strobl, Peter Cachola Schmal, Rudi Scheuermann, Ausstellungskatalog, Deutsches Architekturmuseum Frankfurt/M., 2021
  • Grüne Fassaden, Praxisband für Architekt:innen, Nicole Pfoser, Detail Business Verlag, 2023

Haftungsansprüche jeglicher Art können aus den oben genannten Informationen nicht abgeleitet werden.